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Kleine Rechenaufgabe

Nach einem kurzen Aufenthalt in Kerteminde, wieder ein dänisches Urlaubsdomizil à la Juelsminde, geht es nach Svendborg. Doch dazu müssen wir nun unter der Großen Belt-Brücke hindurch. Diese hat zwei Durchfahrten. Die eine bietet eine Durchfahrtshöhe von 65 Metern. Doch diese Durchfahrt liegt auf der Ostseite des Großen Belts und würde gute 10 Seemeilen Umweg für uns mit sich bringen.

Große Belt-Brücke Große Durchfahrt
Brücke über den Großen Belt – Große Durchfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Die kleine Durchfahrt wartet mit einer Höhe von 18 Metern auf und stellt uns vor eine kleine Rechenaufgabe. Wir glauben uns entsinnen zu können, dass unser Mast eine Höhe von 13,5 Metern hat, wollen dann aber doch lieber noch einmal nachmessen. Wir ziehen eine lange Leine in den Mast hoch und nehmen die Länge ab. Die 13,5 Meter sind korrekt. Dazu kommt die Strecke vom Mastfuß bis zur Wasseroberfläche. Diese beträgt etwa 1,5 Meter. Zudem haben wir oben im Mast noch eine Antenne, die wir ebenfalls mit einem Meter berücksichtigen. So kommen wir auf 16 Meter, die wir als Durchfahrtshöhe benötigen – es sollte also passen.

Durchfahrten der Großen Belt-Brücke
Große Belt-Brücke mit der großen und der kleinen Durchfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Mit dem Wetter haben wir Pech. Statt schwachem Wind aus Nordwest, der uns in die richtige Richtung treiben würde und für eine uns günstige Strömung von Nord nach Süd sorgen sollte, erwartet uns einer ordentlicher Südwind mit guten 4 Beaufort. So haben wir Wind und Strom gegenan und wir kämpfen uns mühsam Richtung Brücke.

Kleine Durchfahrt der Großen Belt-Brücke
Brücke über den Großen Belt kleine Durchfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Als die Brücke dann in Sicht kommt, können wir uns kaum vorstellen, wie dieses Bauwerk eine Höhe von 18 Metern haben soll, und viel besser wird dieser Eindruck auch beim Näherkommen nicht. Es sieht einfach eng aus.

Ansteuerung der kleinen Durchfahrt durch die Große Belt-Brücke
THO kokkino bei der Ansteuerung der kleinen Durchfahrt durch die Große Belt-Brücke
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Wir steuern unsere betonnte Durchfahrt an und trauen unseren Augen kaum: Obwohl die recht schmale Durchfahrt nur für den Verkehr in eine Richtung ist, kommt uns ein anderes Segelschiff entgegen. Beim Näherkommen stellen wir dann fest, dass dieser Segler nicht mal fährt, sondern vor der Brückendurchfahrt angelt – unglaublich.

Doch dann nimmt die Brücke wieder unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie sieht einfach viel zu niedrig für uns aus. In Gedanken sehen wir den Mast schon abknicken wie einen Strohhalm, doch nichts passiert. Wir passen doch unter der Brücke durch – viel Luft nach oben bleibt aber auch nicht.

Große Belt-Brücke
THO kokkino vor der Durchfahrt durch die Große Belt-Brücke
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Brücke über den Großen Belt
wenig Spiel nach oben – Große Belt-Brücke
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Unter der Großen Belt-Brücke
Passt! – Durchfahrt durch die Große Belt-Brücke kleine Durchfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Der SY Nereide geht es da ein bisschen besser. Der Mast ist kleiner als unserer und so kann uns die Nereide einfach hinterher fahren. Wenn wir durchpassen, klappt das bei ihr auch.

SY Nereide unter der Großen Belt-Brücke
SY Nereide unter der Großen Belt-Brücke kleine Durchfahrt
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Unser heutiges Ziel ist Svendborg, ein schönes Städtchen, in einem malerischen Sund gelegen. Leider erwartet uns auch in diesem Sund eine tüchtige Strömung, die nochmal volle Konzentration erfordert und wir sind froh, als wir am Abend im Hafen festmachen können.

 

Urlaub auf dänisch

Der Gamlehavn von Middelfart ist leider kein Ort zum Verweilen. Die Atmosphäre des Hafens lädt zwar durchaus dazu ein, doch die Aufbruchstimmung und das Päckchen Entpacken auf den anderen Schiffen am nächsten Morgen nötigt uns dazu, es den anderen gleich zu tun.

So brechen wir auf nach Juelsminde auf Jütland, dem dänischen Festland, um uns eine gute Position für die Fahrt in den großen Belt zu verschaffen. Die Häfen im Norden Fünens sollen alle klein, sehr voll und zudem auch recht flach sein, so dass wir diese lieber meiden.

In Juelsminde angekommen sichern wir uns zusammen mit Bärbel und Jörg von der SY  Nereide die ersten beiden freien, nebeneinander liegenden Plätze. So liegen wir zwar ziemlich weit außen im Hafen, doch dafür haben wir einen tollen Blick aufs Wasser und abends ist es zudem angenehm ruhig. Der Hafen von Juelsminde scheint ein sehr beliebtes Urlaubsziel aller Dänen mit einem Schiff zu sein. Überall auf dem Gelände sind Grillplätze, die bereits am Vormittag mit Taschen, Körben und Camping-Geschirr belegt werden wie andernorts die Strandliegen. So sind wir über unseren abseitigen Platz dankbar und genießen den herrlichen freien Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang in Juelsminde
Juelsminde Sonnenuntergang
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Gammelhafen

Nach einem kurzen Aufenthalt in der Marina Assens, die, im Gegensatz zu den anderen Ostsee-Häfen, die wir bisher kennengelernt haben, den Vorteil hat, dass es dort auch abends noch genügend freie Liegeplätze gibt, geht es weiter durch den Kleinen Belt nach Middelfart.

Marina Assens
Assens Marina
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Küste Fünen
Die Küste Fünens
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

In Middelfart gibt es, ähnlich wie bereits in Sonderborg, mehrere Häfen. Wir entscheiden uns für den Gamlehavn, einen kleinen, zentral am Ort gelegenen Hafen, zwischen der alten und der neuen Brücke über den Kleinen Belt.

Middelfart Alter Hafen
Gamlehavn Middelfart
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Middelfart Gamlehavn
Im Päckchen liegen im Middelfarter Gamlehavn
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Mit dem Fernglas beobachtet Stefan die SY Joss aus Maasholm, die kurz vor uns den Hafen anläuft. Gleich an ihrem Anlegemanöver verholt die Joss auf einen anderen Platz, da ihre erste Wahl offensichtlich reserviert ist. Der Hafen ist bereits recht gut belegt, teils liegen die Boote schon in dreier Päckchen. Wir drehen im engen Hafenbecken und gehen gleich längsseits and die SY Joss, die uns hilfsbereit in Empfang nimmt. Auch die SY Nereide nehmen wir noch in unserem Päckchen auf.

Gamlehavn Middelfart
Alter Hafen in Middelfart
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Im Gamlehavn von Middelfart
SY Nereide und SY THO kokkino
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Middelfart Alter Hafen
Middelfart Gamlehavn
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Kurz nach dem Anlegen bekommen wir Besuch von einer Schwanenfamilie mit 8 Jungschwänen. Bärbel zückt gleich ihren Toastbrot-Vorrat, was die Schwäne mit großer Genugtuung und gutem Appetit würdigen.

Schwäne füttern im Gamlehavn Middelfart
Junge Schwäne im Hafen von Middelfart
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Junge Schwäne im Alten Hafen Middelfart
Junge Schwanenfamilie im Gamlehavn Middelfart
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Der Hafen gefällt uns sehr gut. Er hat eine tolle Atmosphäre, unter anderem durch die zalhreichen alten Schiffe, die dort liegen. Genau der richige Ort um entspannt im Cockpit zu sitzen und die Sonne und einen Anleger zu genießen. Ein Hafen, der den Namen Gammelhafen verdient, auch wenn Gamlehavn auf dänisch eigentlich „Alter Hafen“ bedeutet.

Allerdings wird im Hafenbecken schnell sehr schwellig, sobald draußen ein anderes Schiff vorbei fährt. Die Welle läuft ungebremst in den Hafen und bringt uns ordentlich zum Schauckeln. So perfektionieren wir unsere Leinenverbindungen, damit wir uns in unserem Dreierpaket nicht gegenseitig aufschaukeln und uns mit den Masten ins Gehege kommen. In der Nacht ist es dann sehr ruhig – keinerlei Verkehr mehr im Kleinen Belt und wir können in aller Ruhe einen herrlichen Sonnenuntergang hinter der alten Beltbrücke betrachten.

Sonnenuntergang Alte Brücke Middelfart
Alte Brücke Middelfart Sonnenuntergang
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln
Abendrot in Middelfart
Abendrot in Middelfart im Gamlehavn
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln