Der Gamlehavn von Middelfart ist leider kein Ort zum Verweilen. Die Atmosphäre des Hafens lädt zwar durchaus dazu ein, doch die Aufbruchstimmung und das Päckchen Entpacken auf den anderen Schiffen am nächsten Morgen nötigt uns dazu, es den anderen gleich zu tun.
So brechen wir auf nach Juelsminde auf Jütland, dem dänischen Festland, um uns eine gute Position für die Fahrt in den großen Belt zu verschaffen. Die Häfen im Norden Fünens sollen alle klein, sehr voll und zudem auch recht flach sein, so dass wir diese lieber meiden.
In Juelsminde angekommen sichern wir uns zusammen mit Bärbel und Jörg von der SY Nereide die ersten beiden freien, nebeneinander liegenden Plätze. So liegen wir zwar ziemlich weit außen im Hafen, doch dafür haben wir einen tollen Blick aufs Wasser und abends ist es zudem angenehm ruhig. Der Hafen von Juelsminde scheint ein sehr beliebtes Urlaubsziel aller Dänen mit einem Schiff zu sein. Überall auf dem Gelände sind Grillplätze, die bereits am Vormittag mit Taschen, Körben und Camping-Geschirr belegt werden wie andernorts die Strandliegen. So sind wir über unseren abseitigen Platz dankbar und genießen den herrlichen freien Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang.
Nach einem kurzen Aufenthalt in der Marina Assens, die, im Gegensatz zu den anderen Ostsee-Häfen, die wir bisher kennengelernt haben, den Vorteil hat, dass es dort auch abends noch genügend freie Liegeplätze gibt, geht es weiter durch den Kleinen Belt nach Middelfart.
In Middelfart gibt es, ähnlich wie bereits in Sonderborg, mehrere Häfen. Wir entscheiden uns für den Gamlehavn, einen kleinen, zentral am Ort gelegenen Hafen, zwischen der alten und der neuen Brücke über den Kleinen Belt.
Mit dem Fernglas beobachtet Stefan die SY Joss aus Maasholm, die kurz vor uns den Hafen anläuft. Gleich an ihrem Anlegemanöver verholt die Joss auf einen anderen Platz, da ihre erste Wahl offensichtlich reserviert ist. Der Hafen ist bereits recht gut belegt, teils liegen die Boote schon in dreier Päckchen. Wir drehen im engen Hafenbecken und gehen gleich längsseits and die SY Joss, die uns hilfsbereit in Empfang nimmt. Auch die SY Nereide nehmen wir noch in unserem Päckchen auf.
Kurz nach dem Anlegen bekommen wir Besuch von einer Schwanenfamilie mit 8 Jungschwänen. Bärbel zückt gleich ihren Toastbrot-Vorrat, was die Schwäne mit großer Genugtuung und gutem Appetit würdigen.
Der Hafen gefällt uns sehr gut. Er hat eine tolle Atmosphäre, unter anderem durch die zalhreichen alten Schiffe, die dort liegen. Genau der richige Ort um entspannt im Cockpit zu sitzen und die Sonne und einen Anleger zu genießen. Ein Hafen, der den Namen Gammelhafen verdient, auch wenn Gamlehavn auf dänisch eigentlich „Alter Hafen“ bedeutet.
Allerdings wird im Hafenbecken schnell sehr schwellig, sobald draußen ein anderes Schiff vorbei fährt. Die Welle läuft ungebremst in den Hafen und bringt uns ordentlich zum Schauckeln. So perfektionieren wir unsere Leinenverbindungen, damit wir uns in unserem Dreierpaket nicht gegenseitig aufschaukeln und uns mit den Masten ins Gehege kommen. In der Nacht ist es dann sehr ruhig – keinerlei Verkehr mehr im Kleinen Belt und wir können in aller Ruhe einen herrlichen Sonnenuntergang hinter der alten Beltbrücke betrachten.
Nach dem Wiedersehen mit der Schlei, machen wir uns auf nach Dänemark.
Ein Blick in unseren Törnführer warnt uns ein wenig vor dem Kleinen Belt, der, je nach Windrichtung, entsprechenden Strom haben soll, den man nicht unterschätzen sollte. Doch da uns der vorhergesagte Nordost auch nicht die Möglichkeit gibt, einen Hafen im Großen Belt zu erreichen, ohne den Motor zu schinden, entschließen wir uns, nach Sonderborg im Kleinen Belt zu segeln.
Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir eine recht ruhige Ostsee und betrachten mehrere Großsegler, die unter Vollzeug unterwegs sind und uns recht dicht passieren.
In Sonderborg entscheiden wir uns, die große Marina im Süden zu vermeiden und wollen lieber versuchen, im Stadthafen noch einen Platz zu ergattern. Dort liegt man längsseits direkt an der Straße und hat einen guten Blick auf die Klappbrücke, die auch wir am nächsten Tag passieren müssen. Während wir die Gelegenheit nutzen, am gegenüberliegenden Ufer an der Tankstelle unsere Dieselvorräte aufzufüllen, belegt die SY Nereide einen Platz am Stadtkai. Wir können derweil während des Tankens zusehen, wie sich innerhalb von wenigen Minuten die Plätze füllen. Als wir wieder Ablegen können, haben wir nur noch die Möglichkeit, bei der SY Nereide längsseits zu gehen.
Den Abend über haben wir Gelegenheit, die Brücke zu beobachten, denn es sind immer noch zahlreiche Schiffe unterwegs. Im Hafenführer haben wir die unterschiedlichsten Dinge darüber gelesen, wie man den Brückenwärter dazu bekommt, die Brücke zu öffnen. Wir sollen die Wahl haben zwischen dem Setzen der Flagge „N“, die Nationale auf Halbmast setzen oder Schallsignal geben. Alles Quatsch – die Brücke wird stündlich geöffnet, immer um 5 Minuten nach der halben Stunde für etwa 3 1/2 Minuten.
Am nächsten Morgen können wir dann den Run auf die Brücke selbst erleben. Wir legen rechtzeitig ab und drehen noch ein paar Kreise vor der Brücke. Als die Brücke dann aufklappt, beginnt der Run. Etwa 20 Schiffe legen den Hebel auf den Tisch und brummen auf die Brücke zu. Glücklicherweise ist um diese Zeit wenig Verkehr von der Gegenrichtung, sonst müsste man Fürchten, dass es in der engen Durchfahrt zu Kollisionen kommt.