Ob man Wind zum Segeln hat, kann man teils schon im Hafen erkennen. Wenn die Nationale am Heck des Stegnachbarn gegenüber gut ausweht, kann man draußen segeln. Wenn die Fallen am Mast klappern, weiß man, dass der Wind von der Stärke her gut ausreicht, aber (noch) nicht zu herausfordernd ist. Wenn der Wind aber an den Wanten und Stagen schon im Hafen pfeift, gibt’s draußen tüchtig auf die Mütze.
Der Real Club des Regatas in Alicante ist freundlich und angenehm (und verhältnismäßig günstig). Als schon am Morgen die Fallen tüchtig lärmen, entscheiden wir uns einen Tag länger zu bleiben. Meist frischt es hier tagsüber ja noch auf. Und die Wettervorhersage für die nächsten Tag ist auch günstig.
Beim Aufstehen am nächsten Tag, haben wir den vorhergesagten Wind aus Ost/Nordost. Wir legen ab zu einem langen Schlag nach Garrucha vor dem Cabo de Gata. Als wir aus dem Hafen sind und Segel setzen, hat der Wind bereits leicht südlich gedreht. Wir müssen also am Wind segeln. Und weil wir viel Höhe kneifen müssen und der Wind auch nicht ausreicht, läuft der Motor mit. Wie leider zu oft. Vor dem Cabo de los Palos geht dann nichts mehr. Der Wind hat zu weit südlich gedreht. Die Fock muss runter und wir motorsegeln mit dem Groß als Stützsegel. So fahren wir mitten in der Nacht um das Cabo de los Palos, das unter anderem wegen vorgelagerter Flachs ein hervorragendes Revier für Wracktaucher ist.
Am nächsten Tag steht es leider nicht besser. Der Wind dreht erst auf Südwest – genau unser Kurs nach Garrucha. Kurz vor der Hafeneinfahrt frischt es mächtig auf. Jetzt pfeift es im Rigg. Und die Wellen sind mittlerweile auch nicht zu verachten. Das schlimmste ist – es hat genau auf Süd gedreht. In der Richtung ist der Hafen von Garrucha offen; es steht also jetzt Wind mit 25 Knoten und entsprechendem Schwell genau in die Hafeneinfahrt. Über UKW und Handy versuchen wir den Hafen zu erreichen. Niemand antwortet. Wir wissen nicht, ob der Hafen geschlossen ist und falls nicht, ob die Einfahrt überhaupt passierbar ist.
Entnervt drehen wir ab und steuern den 14 Meilen zurückliegenden Hafen Puerto Deportivo Aguilas an. Der Hafen ist künstlich angelegt, aber das stört uns nicht. Die Marineros sind freundlich und die Preise zivil. Und ein Hotelkomplex mit nur etwa 5 Stockwerken ist hier an der Küste ja schon fast idyllisch. Vor allem aber sind wir nach 31 Stunden Fahrt froh, sicher im Hafen zu liegen – und Schlaf nachholen zu können.
2 Gedanken zu „Wenn der Wind bläst“