Von Scilla aus wollen wir in den nächsten kleinen, gemütlichen Fischerhafen. Dieser liegt nur wenige Meilen weiter nördlich und trägt den Namen Bagnara Calabra. Klingt wie Abracadabra finden wir.
Beim Passieren der Hafeneinfahrt müssen wir jedoch feststellen, dass unser Hafenführer alles andere als aktuell ist. In den letzten Jahren hat sich hier wohl einiges verändert. Die Fischer wurden zusammengepfercht und liegen nun alle an der Außenmole. Im Hafenbecken sind dafür überall Schwimmstege montiert und wir bereuen gleich, unseren schönen Platz in Scilla nicht noch für eine Nacht behalten zu haben.
Dafür bekommen wir endlich mal einen der Schwertfischer mit seinem 30 Meter langen Bugausleger und seinem etwa genauso hochgelegenen Ruderstand zu Gesicht. Dieser liegt an der Mole und ragt tief in den Hafen hinein. Im Hafenhandbuch haben wir schon häufiger von diesen Booten gelesen, doch bisher ist uns keines begegnet. Es sieht schon beinahe skurril aus, wie der Bugausleger kurz über der Wasseroberfläche schwebt und man mag sich gar nicht vorstellen, dort vorne zu stehen und nach Fischen Ausschau zu halten. Vor allem bei Seegang braucht man dafür sicher einen ganz besonders unempfindlichen Magen. Der Mann im Ruderstand oben ist sicher auch nicht zu beneiden. Er wird zwar aller Voraussicht nach nicht nass, doch jede Bewegung in der Welle, bekommt er dafür um so stärker mit. Ein Job für Hartgesottene und Schwindelfreie.
Spätabends kommen Schwertfische aus der Tiefe des Meeres, wo sie den Tag verbracht haben, an die Oberfläche. Wenn das Wasser abends sehr ruhig ist, stehen sie oftmals unbeweglich direkt an der Wasseroberfläche und ihr relativ große, sichelartige Rückenflosse schaut aus dem Wasser. Die Person im Ausguck oben am Turm kann weit über das Wasser schauen. Wird eine Rückenflosse entdeckt, wird das Boot zu dem Fisch gesteuert und mit sehr langsamer Fahrt wird der lange Ausleger über den Fisch gebracht. Vorn auf dem Ausleger steht ein Fischer mit einer Harpune und versucht nun, den Schwertfisch zu harpunieren. Schwertfische halten sich tagsüber in großen Tiefen auf, steigen abends sehr schnell an die Oberfläche und jagen dort in 0 bis 60 m Tiefe die ganze Nacht Tintenfische und andere Fische, um am Morgen schnell wieder in die Tiefe zu tauchen. Sie haben keine Schwimmblase, daher können sie schnell auf- und abtauchen.
Diese Fischerei ist sicherlich nur bei ganz ruhigem Wasser möglich, denn nur dann stehen die Schwertträger gelegentlich unmittelbar an der Oberfläche. Schwindelfrei sollte zumindest die Person im Ausguck trotzdem sein.