Nach ein paar erholsamen Tagen auf Aero machen wir uns zusammen auf nach Rudköbing auf Langeland. Wieder haben wir Pech mit der Strömung und die letzten Meilen müssen wir uns regelrecht erkämpfen.
Bei der Ansteuerung des Hafens blickt uns schon ein Mastenwald entgegen der uns signalisiert: viele freie Plätze gibt es nicht mehr. So legt die SY Johanne sich gleich an den äußeren Finger knapp hinter der Hafeneinfahrt und wir legen uns im rechten Winkel an die Verlängerung des Längssteges und ersparen uns die müßige Odyssee der Suche nach einem freien Platz weiter innen.
Dafür haben wir wieder einen herrlichen Blick aufs Wasser, einen malerischen Sonnenuntergang und die Hafeneinfahrt.
Das lohnt sich diesmal, denn etwas später am Abend kommt noch ein Boot in den Hafen, das wir sofort wiedererkennen: die Mostenjoy. Die Mostenjoy ist eine J24 und liegt an unserem Heimatsteg in Oberndorf direkt vor uns. Wir geben sogleich Zeichen, dass sie sich neben uns legen soll, doch die Besatzung reagiert nicht. Trotz unseres roten Rumpfes scheinen sie uns nicht zu erkennen.
Doch nach einem kurzen Blick in die Gassen mit den Liegeplätzen, kommt die Mostenjoy doch noch bei uns vorbei. Der Schwager des Eigner mit Sohn ist an Bord – kein Wunder, dass sie uns nicht erkannt haben. Trotzdem legen sie sich zu uns in Päckchen und beim gemeinsamen Anlegebier kommen wir gleich ins Gespräch.
Die beiden wollen früh am nächsten Morgen schon wieder weiter Richtung Marstal auf Aero und wir verabreden uns zum Helfen mit den Leinen und einem Abschiedsphoto mit der Mostenjoy beim Segelsetzen.
Man sieht sich sicher bald wieder in Oberndorf an der Oste.
Schon auf dem Weg zum Kleinen Belt äußerte Jörg von der SY Nereide, dass er gern einen Abstecher nach Aerosköbing auf der Insel Aero machen würde. Doch zuerst liegt der Ort nicht so recht auf unserer angedachten Strecke.
Von Svendborg aus ist es jedoch nur ein Katzensprung und so lassen wir uns gerne auf einen Besuch der Insel ein, die sehr schön sein soll.
Dann melden sich noch unsere Nachbarn Marion und Bernd aus Oberndorf bei uns, die mit ihrer SY Johanne auch in der Dänischen Südsee unterwegs sind. Sie ankern vor Aerosköbing und wollen in aller Frühe einen Platz für uns ergattern.
Doch im Yachthafen ist selbst morgens nach der Aufbruchsphase kein Platz zu finden und so treffen wir uns im Handelshafen. Die SY Johanne erwartet uns und wir legen uns zu Marion und Bernd ins Päckchen, da auch der Handelshafen schon gut gefüllt ist, als wir von Svendborg herüber kommen. Drei Schiffe aus der Oste in einem Paket geben ein schönes Bild ab.
Nach einem netten Strandspazierung treffen wir uns zum Grillen am Steg.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Kerteminde, wieder ein dänisches Urlaubsdomizil à la Juelsminde, geht es nach Svendborg. Doch dazu müssen wir nun unter der Großen Belt-Brücke hindurch. Diese hat zwei Durchfahrten. Die eine bietet eine Durchfahrtshöhe von 65 Metern. Doch diese Durchfahrt liegt auf der Ostseite des Großen Belts und würde gute 10 Seemeilen Umweg für uns mit sich bringen.
Die kleine Durchfahrt wartet mit einer Höhe von 18 Metern auf und stellt uns vor eine kleine Rechenaufgabe. Wir glauben uns entsinnen zu können, dass unser Mast eine Höhe von 13,5 Metern hat, wollen dann aber doch lieber noch einmal nachmessen. Wir ziehen eine lange Leine in den Mast hoch und nehmen die Länge ab. Die 13,5 Meter sind korrekt. Dazu kommt die Strecke vom Mastfuß bis zur Wasseroberfläche. Diese beträgt etwa 1,5 Meter. Zudem haben wir oben im Mast noch eine Antenne, die wir ebenfalls mit einem Meter berücksichtigen. So kommen wir auf 16 Meter, die wir als Durchfahrtshöhe benötigen – es sollte also passen.
Mit dem Wetter haben wir Pech. Statt schwachem Wind aus Nordwest, der uns in die richtige Richtung treiben würde und für eine uns günstige Strömung von Nord nach Süd sorgen sollte, erwartet uns einer ordentlicher Südwind mit guten 4 Beaufort. So haben wir Wind und Strom gegenan und wir kämpfen uns mühsam Richtung Brücke.
Als die Brücke dann in Sicht kommt, können wir uns kaum vorstellen, wie dieses Bauwerk eine Höhe von 18 Metern haben soll, und viel besser wird dieser Eindruck auch beim Näherkommen nicht. Es sieht einfach eng aus.
Wir steuern unsere betonnte Durchfahrt an und trauen unseren Augen kaum: Obwohl die recht schmale Durchfahrt nur für den Verkehr in eine Richtung ist, kommt uns ein anderes Segelschiff entgegen. Beim Näherkommen stellen wir dann fest, dass dieser Segler nicht mal fährt, sondern vor der Brückendurchfahrt angelt – unglaublich.
Doch dann nimmt die Brücke wieder unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie sieht einfach viel zu niedrig für uns aus. In Gedanken sehen wir den Mast schon abknicken wie einen Strohhalm, doch nichts passiert. Wir passen doch unter der Brücke durch – viel Luft nach oben bleibt aber auch nicht.
Der SY Nereide geht es da ein bisschen besser. Der Mast ist kleiner als unserer und so kann uns die Nereide einfach hinterher fahren. Wenn wir durchpassen, klappt das bei ihr auch.
Unser heutiges Ziel ist Svendborg, ein schönes Städtchen, in einem malerischen Sund gelegen. Leider erwartet uns auch in diesem Sund eine tüchtige Strömung, die nochmal volle Konzentration erfordert und wir sind froh, als wir am Abend im Hafen festmachen können.