Luxus Lebkuchen

Erst wenige Tage ist es her, da durften wir uns an den ersten Weihnachtsgrüßen erfreuen. Damit auch an Bord weihnachtliche Stimmung aufkommen kann, haben uns Rolf & Schnorki von der SY Schnorki spontan eine Tasche mit Lebkuchen und Spekulatius in Rom vorbei gebracht. In Italien scheint beides unbekannt zu sein. So haben wir uns in einer Mail enttäuscht geäußert, die Vorweihnachtszeit ohne diese süßen Leckereien bestreiten zu müssen.

Wir kennen Rolf & Schnorki noch aus Messolonghi, quasi von Anfang an. Als wir die THO vor dem Kauf begutachten ließen, haben wir die beiden in der Marina kennengelernt. Als frisch gebackene Bootseigentümer hatten wir dann Gelegenheit, die Bekanntschaft zu vertiefen und Rolf hat uns tatkräftig geholfen, unsere Startprobleme zu bewältigen. Vielen Dank nochmals hierfür.

Nun verfolgen sie fleißig unsere Reise mit und haben bei jedem Problem ein offenes Ohr für uns und viele hilfreiche Tipps zur Hand, die sich über die Jahre so angesammelt haben. Und der Mangel an Lebkuchen bei uns an Bord führt sogar dazu, dass sie sogleich für Abhilfe sorgen. Vielen herzlichen Dank Ihr beiden, für Euren Besuch, für den mehr als netten Abend voller Anekdoten und Erlebnisse und natürlich auch für die Lebkuchen. Ihr seid uns jeder Zeit wieder herzlich willkommen, auch ohne Lebkuchen im Gepäck.

Schnorki & Rolf
Besuch von Schnorki & Rolf
CC BY-NC-SA 4.0 Ulrike & Stefan Engeln

Lidl

Gestern ist die erste digitale Weihnachtspost bei uns eingetrudelt. Wir haben uns riesig gefreut und der herzliche Ton der Mail hat die Temperatur an Bord gleich um ein paar Grad steigen lassen. Die netten Zeilen stammen von Evi und Wolfgang von der SY Eva Maria und sie schreiben uns mit Blick auf das Wetter: „Ihr tuts gut daran im Hafen zu bleiben.“ Zuspruch hebt die Bordmoral.

Wir haben Evi und Wolfgang noch in Messolonghi kennengelernt. Eines Tages legten sie mit ihrem Boot neben uns an und wir kamen ins Gespräch. Das Wochenende stand vor der Tür und die beiden wollten auch recht bald weitersegeln. Es mussten also Lebensmittel gebunkert werden. Damals hatten wir noch unser Auto und boten an, dass wir sie zum Einkaufen bei Lidl mitnehmen könnten. Auf dem Weg dorthin erzählte uns Evi die Anekdote, wie zu ihren Anfangszeiten im Mittelmeer ihnen gegenüber von einer Langfahrtseglerin ein Hafen deshalb besonders empfohlen wurde, weil es dort in fußläufiger Entfernung einen Lidl gäbe. Sie habe sich damals noch gedacht, wie seltsam spleenig man doch auf Langfahrt werde, wenn eine Hafenempfehlung so begründet wird. Allerdings lernt man unterwegs recht schnell die Vorzüge von Lidl schätzen. Das war bei Evi und Wolfgang so und mittlerweile eben auch bei uns. Man kann dort fast alles aus einer Hand Bunkern, was man zum Leben braucht und das Sortiment kommt dem eigenen Geschmack entgegen.

Wir waren darum auch bereits in der Gouvia Marina nicht verwundert, als eine der ersten Fragen eines deutschen Reinke-Segler-Pärchens, eben frisch von Italien auf Korfu angekommen, an uns war: „Und? Habt ihr denn den Lidl schon entdeckt?“ Klar hatten wir, und wir konnten selbstverständlich auch mit einer ausführlichen Wegbeschreibung plus Buslinie und Fahrpreisen dienen.

Jedenfalls hat die nette Weihnachtspost gestern dazu geführt, dass wir uns an diese Begebenheiten zurück erinnerten. Obwohl die Gesellschaft von Evi und Wolfgang in Messolonghi nur eineinhalb Tage währte, ist in dieser Zeit eine Herzlichkeit entstanden, die wir unter Seglern ganz besonders schätzen. Irgendwie fühlt man sich einander verbunden. Ähnliche Erlebnisse, ähnliche Erfahrungen, ähnliche Probleme und Leidenschaften: Das Segeln – und die gelegentliche Suche nach einem Lidl in der Nähe.

Fiese Mutanten

Wir nähern uns der Mitte des Dezembers und auch in Rom ist es mittlerweile recht frisch. Lange Hosen und sogar (Fleece)Pulli sind langsam angesagt. Immer wieder läuft der Heizlüfter, damit im Bootsinneren angenehme Temperaturen herrschen. Und trotzdem – man will es nicht glauben – gibt es hier immer noch Schnaken.

Bereits im Sommer haben wir uns gewundert, wie aggressiv diese kleinen Blutsauger geworden sind. Wir erinnern uns noch an Zeiten, da haben sie sich darauf beschränkt, ihre Opfer ein paar Wochen im Sommer, und dann auch nur nachts, zu piesaken. Doch diesen Sommer wurden wir auch am hellichten Tag gestochen. Morgens, mittags, abends und sogar durch Jeans-Stoff hindurch. Unglaublich. Und auch jetzt, da der Sommer längst passé ist, sind die Schnaken hier noch aktiv. Gut, sie sind etwas kleiner geworden und ihre Erscheinung ist heller als die ihrer Verwandten im heißen Sommer. Doch stechen tun sie immer noch. Sie sind sehr flink, kaum zu erwischen, verfolgen einen abends im Salon und finden danach auch den Weg ins Schlafgemach. Morgens sind sie dann für ein paar Stunden verschwunden. Man hat fast das Gefühl, diese Tiere haben einen 7. Sinn entwickelt und wissen vorher, wo man sie nach ihren Attacken suchen wird.

Diese Quälgeister scheinen eine länderübergreifende Initiative im Sinne von „Schnaken ohne Grenzen“ gegründet haben. Von den berechenbaren kleinen Biestern von früher ist nicht mehr viel übrig geblieben. Irgendetwas scheint die Blutsauger verändert zu haben. Sie sind aufdringlich, schnell, kaum zu fassen, halten sich an keine Jahreszeiten und sogar vor Stefan machen sie keinen Halt mehr. Er hatte sich schon daran gewöhnt, dass seine Frau das beste Schnakenschutzmittel überhaupt ist. Doch diese mutierten Quälgeister machen auch vor ihm nicht mehr Halt.